African Fashion Project 7

Veröffentlicht auf von Franzosenflo

Salut ihr Lieben,

Wir waren auf einem echten Abenteuer :-) mit für uns neuen und auch einigen unangenehmen Erlebnissen.

Ausflug Ile Boulay
Geplant war ein Ausflug zu einer Insel ca. 50 Kilometer von unserem Wohnort entfernt. Drei Einheimische, die so etwas wie Freunde für die Praktikanten wurden, haben uns angeboten uns „ihre Elfenbeinküste“ zu zeigen; inklusive Erlebnissen, die man als Weißer alleine wohl nicht machen kann. So versprachen Richard, Tité und Zola sich um den Transport und selbige Kosten zu kümmern. Folgendes ereignete sich in der Folge für den Hintransport. Die Kurzversion lautet:  

-          Mit dem Taxi zum Bus-Bahnhof in Grand-Bassam (ca. 5 Minuten)

-          Mit einem echten Fernreise-Bus nach Adidjan (ca. 1h)

-          In Abidjan in einen Mini-Transporter-Bus (ca. 1h)

-          In einem Vorort von Abidjan in Taxis, die uns zum Bootsanleger brachten (ca. 15 Minuten)

-          Mit einem Motorkanu eine paradiesische Insel (ca. 20 Minuten)

-          Gutes Essen und ein Spaziergang durch ein Fischerdorf

Soweit so gut. Es war schon bis hierhin ein Abenteuer, an der Heckklappe eines Transporters zu sitzen und entweder mit waghalsigen Manövern auf der Autobahn bei wahnwitzigen Geschwindigkeiten konfrontiert zu werden oder durch Schlaglöcher zu fahren, die uns auf der Rückbank durcheinander wirbelten. Auch der ständige Wechsel des Fahrzeugs und das Menschen, Stimmen und Gerüchegewirr in der Metropole zu erleben. Zugegebenermaßen hätte sich keiner von uns als Weißer hier in diese Viertel getraut. Aufgrund unserer drei Freunde aus Grad-Bassam fühlten wir uns auf der Hinfahrt allerdings sehr sicher.

Die Rückfahrt
Nachdem wir auf der Insel gut gespeist hatten, Einbaum gefahren sind und uns ein altes Fischerdorf angeschaut hatten, wo wir verschiedene Speisen probieren konnten, wurde es langsam Dunkel. Ich hatte ein wenig Bedenken aufgrund des langen Rückwegs und der Polizeikontrollen, die ab einer bestimmten Uhrzeit, die keiner so genau kennt, die Straßen aus Abidjan heraus abriegeln; aus Sicherheitsgründen wegen der Rebellenunruhen. Wir mussten selbige passieren, um zurück nach Grand-Bassam zu kommen. Naja, die Rückreise gestaltete sich dann etwas abenteuerlich. Zunächst mussten wir am Steg der Insel auf ein Boot warten. Einige Einheimische, die auf der Insel arbeiten begannen zu trommeln und so entstand eine kleine Spontanparty, die noch die ganze Überfahrt lang anhalten sollte. Auf der anderen Seite angekommen begann die Suche nach Taxis, die uns an einen Minibus-Bahnhof bringen sollten. Hier fing es an, dass wir als Weiße Kommentare empfingen. Manche lustig, manche freundlich, aber manche auch argwöhnisch bis unfreundlich. Schon hier hätten wir alleine als weiße Ausländer ohne Begleiter ein Problem gehabt. Nach der Taxifahrt fanden wir schnell einen Minibus, wobei der Fahrer einige Einheimische rausschmiss, damit genug Platz für uns war. Selbige machten ihrem Unmut dann durch Schläge auf den Bus Luft. Es war noch nicht wirklich gefährlich, da jeder Minibus so etwas wie einen Rausschmeißer dabei hat, der sich während der Fahrt aus der Schiebetür hängt und Kunden anwirbt, der zur Not den Verkehr regelt, aber auch Kunden, die unerwünscht sind oder nicht zahlen wollen, gewaltsam „entfernt“. Wir fuhren also einige Zeit im Minibus und eigentlich war der Plan, wieder eine Art Reisebus zurück nach Grand-Bassam zu nehmen. Als wir in die Nähe des Busbahnhofs kamen, merkten wir schon, dass es keinen Bus mehr zurück gab. Die Tore des Busbahnhofs waren zu und die Stimmung auf der Straße vor dem Busbahnhof war feindlich. Junge Männer, die uns durch die Scheibe sahen riefen, dass wir aussteigen sollten, sie würden uns schon zeigen, wie willkommen Weiße hier sind und uns bis auf die Haut ausrauben.  Hier hatte ich wirklich Angst und erst nach Beschwichtigungen unserer Begleiter und der Entscheidung des Minibus-Rausschmeißers, uns hier nicht aussteigen zu lassen, ging es mir besser. Hier war es mal kein Vorteil, so gut Französisch zu sprechen. Hätte ich die Aggressiven auf der Straße nicht verstanden, hätte ich nur wütende Männer gegen den Bus klopfen hören, jedoch nicht ihre angsteinflößenden Äußerungen. Wir wurden dann an einem Taxistand rausgelassen, der uns zu einem anderen Busbahnhof bringen sollte. Hier mussten wir uns regelrecht um die Taxis prügeln. Es war jetzt schon 21h und immer mehr Militärpolizei-Kontrollen führen zu vorgerückter Stunde dazu, dass immer weniger Taxis die gleichbleibende Nachfrage bedienen müssen. Außerdem akzeptieren die Taxifahrer nur noch 4 Mitfahrer, anstatt 6 und mehr. So mussten wir unsere Gruppe von insgesamt 12 Personen auf drei Taxis verteilen. Das hat gedauert und war aufgrund der Stimmung am Taxistand nicht grade angenehm. Als wir schließlich in einem Taxi saßen, wollte ein „Taxianhalter“ – ein junger Mann, der Taxis für andere anhält und sie zur Not „verteidigt“ 200 CFA vom Fahrer haben, was dieser ablehnte. Der junge Mann sprang dann von hinten wie in einem Action-Film auf unser Taxi und fuhr bei ca. 50 Km/H mit und schrie wütend, dass er sein Geld haben wolle. Das ging so weit, dass unser Taxifahrer durch Beschleunigungsmanöver den jungen Mann vom Auto beförderte. Selbiger rannte uns hinterher und ließ seine Wut am Taxi aus. Hier war mir ein wenig mulmig, aber unser Taxifahrer blieb gelassen und erklärte, dass er es nicht einsehe, dass die jungen  Leute nicht mehr ehrlich arbeiten wollen und 200 CFA für „nichts“ verlangten. Ein paar Minuten später gerieten wir in eine Straßenkontrolle der Militärpolizei. Kurz nachdem uns der Polizist angehalten hatte, krachte es neben uns… ein bescheuerter Auffahrunfall. Zum Glück blieben die Polizisten ruhig und ließen uns nach kurzem Check unserer Pässe weiter fahren. Ca. eine halbe Stunde später saßen wir alle unversehrt in einem Peugeot 505 „Taxi“ und fuhren die letzten 50 Minuten nach Hause. Erschöpft und voller Eindrücke sowie glücklich, dass alles gut ging schliefen wir wie die Babies auf unserer eigentlich total rückenunfreundlichen Schaumstoffmatte unterm Mosquito-Netz ein.

Bonne nuit.

Euer Franzosenflo

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