Mexiko, die Fünfte

Veröffentlicht auf von Franzosenflo

Hola ihr Lieben,

 

Es geht weiter mit der Mexiko-Reise. Ich bin mir mittlerweile nicht mehr sicher, ob ich die Berichterstattung in 2009 zu Ende bringe :-)

 

Die ganze Geschichte (Die Fünfte): Oaxaca und Monte Alban II

 

Korruption

Es muss sich wie folgt zugetragen haben: Fred war mit zwei Kanadiern aus dem Hostel gegen 4 Uhr morgens auf dem Heimweg, etwas traurig, weil ohne weibliche Begleitung, aber dennoch in alkoholisierter Glückseligkeit nach einem amüsanten Disco-Hopping. Er verspürte einen Drang sich zu erleichtern und bat seine Begleiter schon mal voraus zu gehen, während er sich an einem Baum in irgendeiner Straße entledigte.

„Hey, was machen sie da“ muss es auf Spanisch hinter ihm getönt haben. Als er sich umdreht sieht er drei uniformierte Beamte, wahrscheinlich der örtlichen Polizei. Der „Anführer“ gibt ihm zu verstehen, dass er soeben gegen ein wichtiges Denkmal gepinkelt hat und deshalb sofort und unverzüglich dem Richter vorgeführt werden müsste. Fred bekam es mit der Angst und hat wohl einige Male versucht, mit Entschuldigungssalven glimpflich davon zu kommen, aber die Jungs blieben hart. Erst nachdem Fred so was Ähnliches wie „gibt es keine andere Möglichkeit“ auf Spanisch hervorbrachte, wendete sich das Blatt. Der Anführer befahl ihm, er möge sein Bargeld von seinem Portemonnaie separieren und in getrennte Taschen stecken. Er sollte sich dann mit erhobenen Händen gegen die Wand stellen, um durchsucht werden zu können. Einer der Polizisten tastete Fred ab, nahm ihm das Bargeld aus der Tasche (umgerechnet ein mexikanisches Vermögen von 40 Euro) und gab ihm dann zu verstehen, dass die Sache damit erledigt sei.

Am nächsten Morgen haben wir uns gemeinsam die Stelle angesehen und vergeblich nach einem Denkmal gesucht. Jaja, in dieser Hinsicht ist Mexiko wohl ein Entwicklungsland…

 

Preise:  

Nachdem wir in Mexiko City dachten billig gelebt zu haben, wurde es in Oaxaca noch viel besser. Taxis konnte man fast so preiswert benutzen wie die Metro in Mexico City… also fast für lau. Für den Bus, mit dem wir nach Monte Alban gefahren sind (ca. 20 Minuten), gab es einen Konkurrenzkampf zwischen 6-jährigen Mädchen, wer uns ein Ticket verkauft. Es war eine etwas makabere Szene, als 4 kleine Mädchen um uns rumstanden und sich ohne unser Zutun im Preis unterboten. Nach und nach, anscheinend bei Durchbrechen der von ihren Bossen gesetzten Limits verabschiedete sich ein Mädchen nach dem anderen, bis schließlich nur noch eines übrig war, dass uns die Fahrt schließlich für 1,5 Euro verkaufte (Wohlgemerkt für fünf Personen zu einer der berühmtesten Touristenattraktionen in Mexico.) D.h. sie verkaufte eigentlich gar nichts, sondern geleitete uns nur zu ihrem Boss, der uns etwas zerknirscht zu dem vereinbarten Preis unsere Tickets gab. Erst im Nachhinein fiel uns ein, dass ein Taxi vielleicht sogar noch billiger gewesen wäre.

Vor dem oben beschriebenen „Korruptions-Vorfall“ waren wir in dem wohl angesagtesten Schuppen von Oaxaca zum Essen und Tanzen. Umringt von umwerfend tanzenden Mexikanern mussten wir Steifhüften-Europäer uns erstmal ein wenig Mut antrinken und uns kulinarisch stärken. Was am Ende auf der Rechnung stand war eine Flasche Tequila, 12 kleine Flaschen Fanta-ähnliches Gesöff zur Mischung von köstlichen Palomas (Tequila-Fanta-Eiswürfel-Limette), 4 Teller mexikanischen Allerleis (Fleisch, Guacamole, Tortillas, Kartoffeln, Meeresfrüchte etc.) und 5 Biere für umgerechnet 50 Euro. Ich schätze die Flasche Tequila, die wir getrunken haben, würde im angesagtesten Club Lausanne’s alleine wohl über 100 Euro kosten. Aber da komm’ ich sowieso nicht rein :-)

 

Der fast verpasste Bus und wie wir überlebten

Aus irgendeinem Grund hatten wir die Abfahrtszeit unseres Busses nach San Cristobal de las Casas in unseren Köpfen auf 21h fixiert. Und aus einem anderen unerfindlichen Grund fragte ich die Jungs um 19.45, im Hostel Poker spielend, ob wir die Abfahrtszeit nicht nochmal kontrollieren sollten. Und siehe da, auf den Tickets stand 20h Abfahrt in Oaxaca. Wie die Irren griffen wir nach unseren Rucksäcken, stürmten aus dem Hostel und versuchten, wild behangen mit Klamotten und anderen Dingen, die nicht mehr ordentlich im Rucksack verstaut werden konnten, ein Taxi anzuhalten. Das Gelang dann schließlich auch überraschend schnell. Fred gab dem Taxifahrer zu verstehen, dass er das Geschäft seines Lebens machen könnte, wenn er uns nur pünktlich zum Bus bringen würde. Das war definitiv ein Fehler! In der folgenden gefühlten Ewigkeit flogen wir vorbei an roten Ampeln, gefährlich nahe kommenden Lastern, Menschen, Kinderwagen, Fahrrädern und Bordsteinen, um grade noch so unseren zum Glück etwas verspäteten Bus um 20.08h zu besteigen. Für umgerechnet 3 Euro und dem Wunsch einen Bus zu bekommen hätten wir beinahe unser Leben gelassen…oder so ähnlich.   


Oaxaca und seine entlegenen Gassen
Wir haben uns in Oaxaca pudelwohl gefühlt. Die Menschen, besonders in den entlegenen Gassen und Außenbezirken von Oaxaca, wo es die vielen kleinen Stände gab und wohl nicht viele Touris, die sich dort hin verirrten, erlebten wir die geballte Freundlichkeit. Mexikanische Standbesitzer wollten nicht, dass wir bezahlten, als wir ihre Speisen lobten und uns mit sichtlichem Appetit über sie hermachten. Unsere Späße mit unserem einzigen Satz auf Spanisch (Fred könnte natürlich viel mehr): "Hallo, wir sind keine Gringos und würden gerne probieren" fanden viel lachende Resonanz. Wieder einmal hatte ich das starke Gefühl, dass man auch als offensichtlicher Tourist einen Austausch mit anderen Menschen und Kulturen erleben kann, wenn man sich nur natürlich, nicht überheblich, offen und interessiert zeigt. Wie gerne hätte ich mehr mit den Menschen kommuniziert, länger verweilt und mich voll auf diese wunderschöne Künstlerstadt eingelassen.


Beim nächsten Mal erreichen wir San Cristobal de las Casas.

 

Euer Franzosenflo

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