Mexiko, die Dritte

Veröffentlicht auf von Franzosenflo

Hola ihr Lieben,

 

Die Reise geht weiter. Nach einer Schnellzusammenfassung der restlichen Erlebnisse in Mexiko City nehmen wir den ersten Nachtbus und fahren zunächst nach Oaxaca.

 

Die ganze Geschichte (Die Dritte):

 

Xochimilco:

Ein absolutes Muss für Besucher von Mexiko City war und ist für uns Xochimilco. Mit Metro und anderen kleinen Bahnen gelangt man nach ca. 2 Stunden aus dem Zentrum in die abgelegenen Randgebiete Mexiko City’s. Xochimilco ist ein weitläufiges Kanalsystem mit 100 Kilometern schiffbaren Kanälen. In der Hochsaison (wann auch immer das sein soll) muss es hier unerträglich von den veneziaisch anmutenden Gondeln zur Touristenbeförderung wimmeln. Wir hatten allerdings Glück, mieteten uns einen sehr freundlichen Captain und eine enorme Gondel für uns alleine und genossen die Fahrt. Wir fuhren zunächste auf kleinen Kanälen, vorbei an armen Behausungen und halbnackten Menschen, die sich im Fluss wuschen. An den Hauptkanälen die eine Breite von über 20 Metern besaßen, standen schöne Villen, fanden sich Restaurants und Gärtnereien, welche die ganze Pracht an Wasser- und Sumpfpflanzen zum Kauf anboten. Hier fand das normale Leben auf Booten statt. Sie waren zugleich Verkehrsmittel Nummer Eins, Restaurant, Musikbühne, Müllabfuhr und Tanzlokal. Wir „mieteten“ uns ein schwimmendes Restaurant, das seitlich an unserer Gondel festmachte und uns bewirtete, wir ließen uns einige Flussbiegungen lang von einer mexikanischen Volkloreband beschallen und uns von einem schwimmenden Silberschmied zum Kauf überreden. In der Hochsaison muss der Kanal voll mit schwimmenden Tanzlokalen sein, auf denen betrunkene Touristen (mexikanische und andere) ihr Unwesen treiben. Für uns war es allerdings eine fast einsame, von friedlicher Stille, Wasservögeln und des Captains Geschichten geprägte Fahrt. Die schwimmenden Händler, Köche und Handwerker waren sehr freundlich, luden uns ein auch ohne dass wir etwas kauften und genossen wahrscheinlich die Ruhe vor dem Touristensturm. Wir Touris hatten damit Glück, eine angenehme Zeitspanne für die Gondelfahrt getroffen zu haben. Es war so leer auf den Hauptkanälen, dass wir sogar unser Talent als Steuermänner ausprobieren durften. Alles, was man zum Antrieb des schätzungsweise 10 Meter langen Bootes hat, ist eine sehr schwere, 5 Meter lange Holzstange. Es erfordert sehr viel Kraft, Geschick und Erfahrung, die Boote durch die zum Teil sehr engen Kanäle zu manövrieren. Mein Talent hielt sich in Grenzen und nach 10 Minuten Captain sein, war ich nass geschwitzt.

 

 

Was es sonst noch zu berichten gibt aus Mexico City:

Ich merke grade, wie viel ich schon wieder geschrieben habe und es würde wahrscheinlich einen Großteil von 2009 in Anspruch nehmen, um alle Details wiederzugeben, die wir auf der Reise erlebt haben. Deshalb beschränke ich mich im Folgenden auf einige besonders erzählenswerte Details von Mexiko City. Danach gibt’s wieder etwas detailreichere Schilderungen der anderen Stationen.

 

Preise:

1)     Eine einfache Fahrt mit der Metro, die schon mal 20 Kilometer lang sein kann kostet 2 Peso (umgerechnet 10 Eurocent)

2)     Ein vier Gänge Menü, beispielsweise mit Cocos-Hühnersuppe zur Vorspeise, dann Rumpsteak mit Gemüse, gefolgt von gefüllten Chilis und abgeschlossen durch ein Stück Mango-Torte mit Eis inklusive 2-3 Bierchen kostet 130 Pesos (6,80 Euro).

3)     Eine Nacht in einem Hotel gehobener Klasse mit Swimmingpool auf der Dachterrasse kostet 450 Pesos (23,60 Euro)

4)     10 Tacos (reicht für 3-4 Personen) mit Hühnerfleisch, Avocadocreme und diversen Soßen an einem kleinen Stand irgendwo in den Straßen der City für 60 Pesos (3,20 Euro).

 

Die Liste ließe sich unendlich fortsetzen und die Preise sollten während der Reise auch erheblich schwanken. Von noch billigeren Gegenden, bis hin zu europäischem Niveau in der Spring Break City Cancun. Man bedenke allerdings trotzdem, dass sich die oben genannten Preise auf die Hauptstadt Mexikos beziehen. Ein Land, das weit davon entfernt ist ein Entwicklungsland zu sein und darüber hinaus die größte Volkswirtschaft Lateinamerikas ist. Ich muss allerdings auch erwähnen, dass uns Marco, mein mexikanischer Kollege, mit allerhand Insidertips versorgt hat. Vielleicht würde mein Bericht sonst anders sein…

 

Kaffee:

Man sollte meinen, dass es in Mexico unglaublich guten Kaffee gibt, der aus den umliegenden Ländern importiert wird. Hier lag für mich als Kaffeeliebhaber und -abhängiger die essenstechnisch größte Enttäuschung in Bezug auf Mexiko. Meistens gab es nur Instant-Nescafé, der zudem oftmals aus der Schweiz importiert wurde (Die Produktionsstelle, die auf den Verpackungen oft angegeben war, liegt in Vevey, ungefähr 30 Kilometer von meiner Wohnung entfern…na toll!).

 

Gastfreundlichkeit:

Nicht nur in Mexiko City, eigentlich auf der ganzen Reise außerhalb der Touristenhochburgen waren wir begeistert von der Gastfreundschaft. Sobald klar war, dass wir keine Gringos sind und dass Fred ein gutes Spanisch spricht, wurden wir mit Freundlichkeiten und Hilfsbereitschaft überhäuft. Sei es bei den Fragen nach dem Weg oder an Essensständen, die erst wollten, dass wir einen Taco kostenlos probieren und dann nachbestellen sofern es denn schmeckt. Sei es in Bezug auf Taxifahrer, die uns sehr gute Insidertips ohne konkrete Frage nach selbigen gaben. Sei es bei Markos Freunden, die uns zu allem, wozu Marko eingeladen war, gleich miteinluden. Sei es bei den Mexikanischen Familien, bei denen wir zum Essen eingeladen wurden. Überall war man daran interessiert, sich auszutauschen, mehr von den Fremden zu erfahren und besonders, sie in Ihrem Land willkommen zu heißen. Selbst bei der Einreise, nachdem sie mich gefilzt hatten, nahm der Beamte meinen Reisepass, sah mich an, fasste mich an den Arm und sagte „Bienvenido Florian“. Ich wünschte, der erste Eindruck von Deutschland wäre für Einreisende ebenso…

 

Auto fahren:

Ich habe mich gefragt, ob es in Mexiko Verkehrsregeln gibt und bin mir immer noch nicht sicher. Marko’s Schwester diskutierte ungefähr eine halbe Stunde mit mir über die Tatsache, dass es in Deutschland auf Autobahnen häufig keine Geschwindigkeitskontrollen gibt. Sie wollte das nicht glauben und fand es Angst einflößend. Auf meine Frage nach besonderen Regeln in Mexiko (wir sollten schließlich 10 Tage später ein Auto mieten), sagte sie mir, dass es außer den Geschwindigkeitskontrollen eigentlich keine wichtigen gäbe (was auch stimmt). Auf der Autobahn seien im Vergleich zu Deutschland leider nur 120 Km/h erlaubt. Und ach ja, ganz wichtig: Seit 2008 darf man nicht mehr betrunken Auto fahren. Waaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaasssssssssss? Wir hatten zu diesem Zeitpunkt schon Erfahrungen mit Taxifahrern gemacht, die höchstwahrscheinlich nüchtern waren. Wenn ich mir das Spektakel jetzt mit 2 pro Mille vorstelle, bin ich froh, dass ich erst 2009 in Mexiko war. Für die Mexiko-City-Mexikaner ist dieses Verbot jedoch schrecklich. Zumal für die obere Mittelschicht, da sie die Metro meidet und nach Parties oft über eine Stunde betrunken im Auto nach Hause fuhr. Damit ist es jetzt vorbei und unter jungen Erwachsenen scheinen nun heftige Diskussionen stattzufinden, ob man einen Nüchternen findet oder darauf hofft, dass sich der Polizist bestechen lässt.

 

Schuluniformen:

In Mexiko herrscht Uniformpflicht. Es war uns ein besonderer Spaß in neuen Stadtteilen neue Schuluniformen zu entdecken und sie in unsere persönliche Geschmacksreihenfolge zu bringen. Diese Uniformierung passte so gar nicht zu den sonst farbenfrohen und individuell gekleideten Mexikanern.

 

Besondere Werbung:

Fährt man in der Metro, wird einem auf manchen Strecken eine besondere Werbung zuteil. Man rast mit geschätzten 60 Stundenkilometern an Bildern vorbei, die auf einer Strecke von ebenfalls geschätzten 2 Kilometern ein Daumenkino ergeben und für Produkte wie Parfüms, Autos oder Waschmittel werben. Man fühlt sich zurück versetzt in die Zeit, als die Bilder laufen lernten. Manche Strecke sind wir nochmals gefahren, um „den Film“ nochmals ansehen zu können, bzw. das beworbene Produkt in Erfahrung zu bringen :-)

 

Am Abend des vierten Tages in Mexiko verließen wir gegen Mitternacht die Hauptstadt und bestiegen zum ersten Mal einen Nachtbus, der uns in 6-stündiger Fahrt nach Oaxaca (süd-östlich von Mexiko City) befördern sollte. Die Abfahrtsterminals waren groß wie Flughäfen und voll von verschiedensten Menschen. Die Nachtbusse der höchsten Kategorie, die immer noch sehr günstig sind, bieten bequeme Sitze, die sich zu Liegen umlegen lassen. Man hat 1000-mal mehr Platz, als im Flugzeug und kann beruhigt schlafen (Alles andere empfiehlt sich auch nicht, da der Blick aus dem Fenster schnell zur Seekrankheit führen kann; bei dem Fahrstil der meisten Bus-Captains). 

 

Gegen 6 Uhr morgens erreichten wir Oaxaca, wo wir zwei Nächte verweilen sollten…

 

Bis zum nächsten Mal,

 

Euer Franzosenflo

 

     

 

 

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