Von Zügen und Weisheiten

Veröffentlicht auf von Franzosenflo

Salut ihr Lieben,

 

Die EM geht weiter und das immer noch mit „unseren Jungs“. Also alles bestens für die EM-Stimmung meinerseits, wenngleich die Schweiz immer noch nicht wirklich rockt. Erst recht jetzt, wo der Gastgeber raus ist.

 

 

EM-Stimmung

Hier ist der Beweis aus dem Spiegel, dass ich nicht nur eine schlechte Stimmung gefühlt habe, sondern, dass sie Realität ist. Zum Glück bestätigen Ausnahmen die Regel, wobei die „Ausnahme-Fans“ jetzt ihre Campingplätze verlassen können, um die Heimreise nach Holland anzutreten :-): "Wenige Kilometer westlich, im Zentrum der Hauptstadt (Bern), zwischen Rathausplatz und Heldenplatz, fand das größte Volksfest dieses Turniers außerhalb eines Stadions statt. Mehr als 70.000 Menschen feierten in der Fanzone, die erstmals wegen Andrangs geschlossen werden musste. An den Tagen zuvor hatten Wirte und Verkäufer noch mit Klagen gedroht, da der Umsatz bis zu neunzig Prozent unter den Erwartungen lag. Der Wiener Ring, der einer verlassenen Kirmes geglichen hatte, war nun übervoll." (Der Spiegel)  

90 Prozent unter den Erwartungen ? Hat da wieder eine berühmte Schweizer Großbank Kalkulationen angestellt :-)

 

Deutschland – Türkei

So ein Mist. Jetzt bin ich schon im Land des Gastgebers und die Stimmung ist schlechter als in Deutschland und dann bin ich auch noch fern der Heimat, wenn Deutschland gegen die Türkei spielt. Egal wer gewinnt, das wird wohl ein unglaubliches Fest und Spektakel. Oh man was wäre ich da gern in Deutschland in meinem alten Stammcafé in der Heimatstadt meiner Eltern. Gewinnen wir, ziehe ich mit den Türken weiter in die deutschen Kneipen, die Freibier ausschenken. Gewinnen die Türken, dann ist der restliche Abend wohl kostenlos im alterwürdigen Café Merlin am Bahnhof in Gelnhausen…

 

Die EM verändert Deutsche im Ausland

Es ist soweit. Ich bin unter die „Wir-Sager“ gegangen. Ich bin einer von denen, die ich jahrelang verspottet habe. „WIR haben’s denen aber gezeigt, den Portugiesen. WIR haben grandios gespielt. Wenn WIR mit dieser Einstellung weiterspielen, dann werden WIR Europameister.“ Ich bin jetzt einer dieser mehr oder weniger unsportlich gewordenen mit leichtem Bauchansatz, die so sprechen, als hätten sie selbst auf dem Platz gestanden. Ich hoffe sehr, das liegt an meiner gesteigerten Identifikation mit Deutschland aufgrund meines Lebens im Ausland. Putain, ein „Wir-Sager“. Eindeutig positiver zu sehen ist mein neuer Fetisch für Fanartikel. Dank einer Zugverspätung der deutschen Bahn konnte ich mich mit Fanartikeln zu Spottpreisen eindecken. Fahne, Tröte, Klapperhände, einen Schal und einen Kugelschreiber in schwarz, rot, gold kann ich jetzt mein eigen nennen. Die EM ist gefährlich. Sie verändert Deutsche im Ausland :-)

 

Mitbewohner-Chaos

Diesen Mittwoch ist es hoffentlich soweit. Mitbewohner(in) Nummer drei nach Francesco zieht ein. Wohlgemerkt Mitbewohnerin drei innerhalb von 5 Wochen. Wie alles geschah: Nachdem Francesco auszog, haben wir das erste Mitbewohner-Casting eingeläutet und ungefähr 10 Bewerber individuell gesichtet. Inklusive Freibier zur Wohnungsführung.

Kurzmitbewohnerin 1:

Die Wahl fiel nach einem feuchtfröhlichen Abend auf Selva, Innenarchitektin aus Paris. Sie war sehr nett, meine einzigen Bedenken waren an ihre Herkunft gekoppelt. Französinnen sind nämlich mit dem Vorurteil behaftet, zickig zu sein… Aber Pariserinnen sind angeblich ein Albtraum. Selva zog dann jedenfalls an einem Samstag ein, an dem Sarah und ich nicht da waren. Sonntags kam ich als erster von einem Wochenendtrip zurück und die junge Pariser Innenarchitektin verkündet mir, dass sie wieder ausziehen wird. Die Balken in unserer Wohnung würden zu sehr „auf sie drücken“ und das Licht sei „irgendwie depressiv“. Damit zeigt unsere empirische Studie (n=1), dass Pariserinnen tatsächlich unglaubliche Zicken sind :-)   

Kurzmitbewohner 2:

Schon der Name überzeugte uns, ebenso wie seine Nationalität. Die Wahl nach der zweiten Casting-Runde, nachdem uns Selva mit moralischen und finanziellen Unsauberkeiten gestresst hatte, fiel auf einen Australier. Er hatte wie alle die Tour durch unser Apartment gemacht und wir hatten ihn wie alle anderen auch auf die Straße vor seinem Fenster aufmerksam gemacht. Aber dazu später. Chris hatte den unglaublichen Nachnamen McCool. Noch dazu war er promovierter Ingenieur, so dass aus dem Nachnamen Dr. McCool wurde. So schnell hat wohl noch nie eine WG Klingel- und Briefkastenschilder ausgetauscht: 8 Tage vor seinem eigentlichen Einzug! Um es kurz zu machen: Auch Chris blieb nur eine Woche, da ihm die Straße zu laut war. Sarah und ich fangen an zu glauben, dass wir unerträgliche Mitbewohner sind :-(

Mitbewohnerin mit noch offener Verweildauer:

Doch dann kam Nanne aus Amsterdam eingeflogen, sah und siegte. Diesen Mittwoch wird also eine junge Holländerin bei uns einziehen und ich hoffe sehr, dass dann alles gut wird. To be continued…

 

Zug-Zitate:

Hier wieder was aus der Rubrik ländertypische Kuriositäten. Ich wollte schon immer mal über die Weiterbildungsmöglichkeiten in Schweizer Zügen schreiben und habe es jetzt endlich mal geschafft, ein paar Zitate zu notieren. Es ist nämlich so, dass Zugwagons in der Schweiz häufig nach berühmten Schriftstellern benannt sind und dann ein paar prägnante Zitate des Namensgebers an den Decken des Wagoninneren stehen. Hier ein kleiner Vorgeschmack einer Rubrik, die ich sicherlich kontinuierlich auffüllen werde :-)

1)     „Man sagt, der Mensch trauere immer den Zeiten nach, über die er früher geflucht hat.“ (Willi Ritschard)

2)     „Es ist nicht immer nötig, dass man Menschen versteht. Ertragen muss man sie.“ (Willi Ritschard)

Für alle völlig ungebildeten unter Euch, die nicht wissen, wer der überaus berühmte Willi Ritschard ist: Er war laut Wikipedia der erste und einzige Arbeiter im Schweizer Bundesrat, dem er für den Kanton Solothurn angehörte. Es gibt auch noch einen anderen Ausspruch von ihm, den ich allerdings nicht im Zug gefunden habe, der aber in der Schweiz oftmals verwendet wird: „Je höher der Affe klettert, desto besser sieht man seinen Hintern.“

 

In diesem Sinne (was auch immer selbiger ist) mache ich an dieser Stelle Schluss. So ihr Lieben, jetzt müssen wir nur noch gegen die Türken und die Russen im Endspiel gewinnen und wir sind Europameister. Wien, Wien, wir fahrn nach Wien!!!

 

Euer Franzosenflo

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